|
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Donnerstag, 18. April 2002 10:27
> An: Programmierer
> Betreff: der aquarianer -1-
Es war der 18. April 2002.
Der Tag begann wie jeder andere,
wie seit einigen Wochen üblich,
kalt, viel zu kalt für die Jahreszeit.
Die Stiftskirche von Herrenberg stand fest
wie eine Burg. An Sonntagen gingen die Menschen
zum Gottesdienst und blickten oft ehrfürchtig oder aus
Langeweile während des Gottesdienstes
in das Dachgebälk des Gotteshauses.
Im Industriegebiet am Ortsrand von Herrenberg
In Richtung des Weilers Affstätt
fuhren die Mitarbeiter der Kommunikations-Agentur
plenum stoll & fischbach Communication GmbH
auch an diesem Morgen mit ihren Kleinwagen
auf den Firmenparkplatz und begannen
mit ihre Arbeit, aufgeladen mit jungfräulicher Spiritualität
nach Durchschreiten einer Nachbildung
des Sonnentores von Teotihuacan.
Es gab auch dann noch keinen Anlass
sich Sorgen zu machen, als durch
ein Leck in der Decke Wasser in die
Räumlichkeiten der Programmierer zu
tropfen begann.
Das rhythmische plopp, plopp, plopp
der Wassertropfen, die in die geleerten
Papierkörbe tropften, klang wie
helles Glockenspiel und drang durch
die Kopfhörer der Mitarbeiter.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Freitag, 19. April 2002 13:50
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -2-
Der beständige Wasserstrom aus der Decke
nahm im Laufe des Tages zu.
Glücklicherwiese hatte plenum stofi eine
Vielzahl an arbeitswilligen und auch fleissigen
Azubis, welche nun begannen die mit Wasser gefüllten
Papierkörbe vor der Agentur auszuschütten
in immer kürzer werdenden Abständen.
Bereits am Nachmittag musste das Wasserleeren durch
die Azubis aufgegeben werden, da sich die
Papierkörbe binnen weniger Minuten füllten. Es öffneten
sich auch neue Lecks in der Decke und die Mitarbeiter
mussten aufpassen, dass sie die zahlreichen aufgestellten
Wasser gefüllten Papierkörbe nicht umstießen.
Aus dem plopp einzelner Wassertropfen war ein
lautes plätschern und klatschen geworden, dass
zum Abend hin zur Lautstärke eines
rauschenden Wasserfalls anschwoll..
Es blieb nichts anderes übrig, als die eiserne
Eingangstüre zu öffnen. Der Wasserschwall riss die
Goldfische des Teiches im Innenhof mit sich und ergoss sich
über die Strasse und floss in Richtung der Stadt Herrenberg.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Mittwoch, 24. April 2002 16:23
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -3-
Das Agenturleben veränderte sich.
Anfangs behalf man sich mit Gummistiefeln.
Es gab die Überlegung, die Agenturräume im Erdgeschoss
als ein nationales Testzentrum
für die Gummistiefelforschung zu etablieren.
Dann wurde jedoch das Konzept der
frei flottierenden Arbeitsplätze realisiert.
Schreibtische und Stühle im Erdgeschoss wurden
durch schwimmfähige, aufblasbare Luftkissen-möbel
ersetzt, die nun im Erdgeschoss herumschwammen.
Auf die kabel-technischen Herausforderungen
soll hier nicht näher eingegangen werden.
Das Wasser rauschte weiter unaufhaltsam
aus den Löchern der Decke.
und nahm täglich sogar an Stärke zu.
Man sprach inzwischen landesweit vom sogenannten
Herrenberger Wasserwunder, das zu einem
erstrangigen touristischen Highlight werden sollte.
Die Herrenberger schauten nun immer häufiger zu den Decken
Ihrer Häuser und Wohnungen und auch die Besucher
der Stiftskirche blickten länger und mit wachsender
Besorgnis in das Dachgebälk ihres Kirchenschiffes
Einige Menschen hielten den unerklärlichen Wasserstrom
aus den Räumen der Plenum Communication für einen
warnenden Fingerzeige Gottes, für eine Strafe, ja sogar für
eine neue Sintflut, die nun bald alles ertränken würde.
Würde die heimelige Herrenberger Innenstadt bald in den
Fluten verschwinden, oder bräuchte man einen neuen Werbeslogan
"Herrenberg, das Venedig des Heckengäus"
?
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Freitag, 26. April 2002 10:11
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -4-
"Lisa, komm endlich, wir wollen weiterfahren"
rief der schon etwas entnervte Vater.
Lisa drückte ihr Gesicht an die riesige kaum gewölbte Glasfront
und schaute den grossen orange, rot und gelb farbenen
Fischen zu, die langsam, fast majestätisch, durch
das sonnenduchflutete Wasser glitten.
Die Fische sahen genau so aus wie Goldfische, waren jedoch
viel größer, vielleicht drei bis 4 Meter.
"Lisa, wir wollen doch noch die Oma besuchen, steig jetzt ein."
Es waren noch mindestens 100 km von der
Autobahnraststätte "Waterworld" bei Herrenberg bis zum
Bodensee, wo die Oma wohnte.
Die Agenturräume von plenum stoll-fischbach waren längst im Wasser
versunken. In einem Umkreis von 20-30 km um Herrenberg herum
hatte sich ein grosser See gebildet. Die A81 war vor einigen Jahren
in eine lange gläserne Röhre geführt worden und letztes Jahr hatte
man eine grosse neue Autobahnraststätte gebaut, die unter der
weltgrößten Unterwasser-Glaskuppel einen phantastischen
Ausblick in die Unterwasserwelt von "Waterworld" ermöglichte.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet: Montag, 29. April 2002 09:46
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -5-
Die Herrenberger Stadtverwaltung hatte das
Konzept der flottierenden Arbeitsplätze übernommen
und auf die Herrenberger Altstadt angewendet.
Die Häuser waren auf grosse schwimmende
Potons gesetzt worden und konnten sich nun frei
auf dem See bewegen und an mit Bojen ausgewiesenen
Plätzen ihre Anker werfen.
Der See reichte bis zu den oberen Stufen der Herrenberger Stiftskirche
die noch auf festem Felsen stand.
Die Wellen schlugen sanft plätschernd an die Steinstufen und
mancher Besucher meinte, von ferne das Lied der Gondoliere
zu hören.
Die mental rückständigen Gültsteiner hatten sich
jedoch vor der Moderne verschlossen. Der schönste
Flecken im Gäu versank in den Wassern des Gäumeeres.
Damit der Flecken, der allmählich in ein geheimnisvolles Dunkel
versank weiterhin schön wie ehemals blieb. Ließ man jede Woche
die alten Frauen und Omas in altertümlichen Taucheranzügen
hinunter, so dass sie Ihrer Kehrwoche nachgehen konnten.
Die Kehrwoche war einfacher geworden, denn das
"Nass aufwischen" war überflüssig geworden....
Gleiche Zeit: 4. Juni 2015,
USA, Washington, Hauptquartier CIA:
Wir haben es, wir haben es, shit, shit shit,
benachrichtigen Sie sofort den Präsidenten.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Montag, 29. April 2002 10:36
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -6-
DING DONG,
Hier ist die Tagesschau.
Soeben erhielten wir von unserem Korrespondeten
in Washington folgenden Bericht:
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Dieter Geulen
> Gesendet am: Montag, 29. April 2002 10:27
> An: Martin Dambach
> Betreff: AW: der aquarianer -5-
Gleiche Zeit: 5. Juni 2015,
USA, Washington, Hauptquartier CIA:
"Wir haben ihn, wir haben ihn" sagte der CIA
Chef
zum Präsidenten, der in seinem
Lebensverlängerungstank
Marke "Good old South" leise vor sich
hinplätscherte, so
wie er es seit seiner Machtergreifung im
Jahre 2002 schon
getan hatte.
Der "Oma Bin Laden" wurde entlich gefunden.
In einem versunkenen, kleinen Ort im Gäumeer
haben wir das Hauptquartier des Netzwerkes der Grossmutter
des Terrors ausgehoben. Die Grossmüter werden wir zu
Sicherheit dann gleich mit ausheben. Es gibt nur ein paar unwesentliche
Kleinigkeiten ....
Derzeit in den den Tiefen des Gäumeeres im Raum Gültstein:
Mehrere U-boote der Vereinigten Staaten von
Ameropa, argwöhnisch von einem Beobachtungs U-boot der
Panasiatischen Föderation beobachtet, umkreisen den einzigen Tante Emma
Laden von Gültstein. In glänzendes Gummi
gehüllte Froschmänner schwimmen voller Panik fliehend in Richtung
ihrer Schiffe, verfolgt von hutzeligen, keifenden Alten, die ebenso
in Schwarz gehüllt sind und gefährliche Besen schwingen.
Wird es der Streitmacht des riesigen Ameropäischen Reiches gelingen diese Gefahr zu bannen ?
Oder werden die "Omas des Terrors" siegen,
und auf ewig die ganze Welt mit dem Kehrtag knechten.....
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Montag, 29. April 2002 10:53
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -7-
Chatgirl sass in einem Tretboot mit Internetanschluss
und schaukelte leise über die Wellen des Gäumeeres.
Sie hackte Belanglose Wichtigkeiten
in die Tastatur, um ihre nächsten Wochenend - Aktivitäten
zu koordinieren. Sie konnte nicht ahnen, dass, weit entfernt
von ihrem Zuhause, ihrem Heimatplaneten "Erde"
ganz andere Pläne bereits gefasst worden waren.
########
Und da dies eine interaktive (hört, hört)
email story ist, dürft Ihr wählen:
Wollt Ihr für Chat Girl ein Happy End oder
ein grausames Ende voller Angst und Horror?
EURE Stimme zählt.
#######
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Dienstag, 30. April 2002 10:31
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -8-
Kommandozentrale der Aquarianer,
Zornausbruch des Chefs:
"Ihr gehirnamputierten Wasserköpfe, wer ist
denn für die Bioverträglichkeitsanalysen und die
Fertilitätschecks verantwortlich
?!?!
Welcher Glibberkopf hat schon wieder diesen
Schönling von Aqua-gregory auf unsere
Zielperson angesetzt
?!?!
Dieser Dummkopf hat doch schon unsere letzte
Invasion vermasselt."
USA, Washington, Weisses Haus, 5. Juni 2015, 22.20 Uhr:
Mr. President, Sie erinnern sich sicherlich an dieses
Wasserphänomen in diesem Land in Europe,
Germany glaube ich. Wir haben alles untersucht.
Keiner unserer Spezialisten konnte eine plausible Erklärung
für diesen Wassereinbruch geben.
Heute Mittag haben unsere Weltall-Radar-Geräte
eine merkwürdiges Geräusch aus dem Sternbild
des Goldfisch registriert. Unsere Spezialisten haben eine
Analyse durchgeführt und sie sind sicher, dass
es sich um das Geräusch
eines tropfendes Universal-Wasserhahns
handelt.
Kurzum, wir glauben, dass eine fremde Spezies dabei ist,
die Erde umzumodellieren, um sich hier optimale
Lebensbedingungen zu schaffen. Wir wissen nicht
wer sie sind und wann sie ihre
Modellierungsphase abgeschlossen haben.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet: Donnerstag, 2. Mai 2002 11:59
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -9-
Die Sonne schien von einem dunstig blauen Himmel,
Ein warmer Wind strich über die Wälder des Schönbuchs
und streichelte Chatgirl.
Die Sonne sog das Wasser des Sees in die Wolken, vielleicht
würde es heute Abend ein Gewitter geben.
Ab und zu tauchte die Rückenflosse eines Riesengoldfisches
auf. Chatgirl nahm ihre Sonnenbrille ab und betrachtete
ihre Arme und Beine, dann nahm sie einen Schluck
aus ihrem Kiwi-tropicana-drink und ließ sich wieder
in die weichen Kissen des Tretbootes zurücksinken.
Welches Kleid sollte sie heute Abend anziehen?
Gestern war plötzlich dieser Mann
mit den leuchtend grünen Augen neben ihrem
Tretboot aufgetaucht und hatte sie für heute
zum Abendessen ins MIRAMAR eingeladen.
Gregory, so stellte er sich vor, was er denn so mache
hatte sie gefragt, er hatte geantwortet, dass er Apnoe-Taucher
sei und an der Weltrmeisterschaft der Apnoe-Taucher teilnehmen
und hier trainieren würde, weil das Wasser des Sees einzigartig
sei. Auch würde er das vielfältige kulinarisch-aquatische Angebot
sehr schätzen, er lebe in Australien, seine Mutter wäre Deutsche,
daher könne er so gut Deutsch, ja, er sei einfach drüben am Herrenberger Beach
ins Wasser gegangen und dann sei er losgetaucht, so weit es ging
und zufällig hier aufgetaucht.
so weit? ich glaube das einfach nicht, hatte sie gedacht.
und zufällig? sie lächelte, streckte ihre Arme über den Kopf,
beschloss, sich nachher unter den Armen zu rasieren
und tauchte ihre Hände in das grüne Wasser.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Dieter Geulen
> Gesendet am: Donnerstag, 2. Mai 2002 12:22
> An: Martin Dambach; Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -9-
DING DONG,
Hier ist die Tagesschau.
Weitere Berichte von unserem Korrespondeten
in Washington:
Laut unbestätigten Berichten kam es gestern zu einem
Zwischenfall im "Gäumeer".
Mehrer Kampf-U-Boote der Ameropäischen Staaten wurden
von den "Omas des Terrors" mit gemeingefährlichen Besen
angegriffen und zerstört. Daraufhin hat der Präsident den
Einsatz von "Hausmeister-Schmitz" angeordnet, der ultimativen
und letzten Waffe, dieser Lage Herr zu werden.
Noch immer ist unklar, woher das Wasser kommt, welches zur
Bildung des Gäumeeres geführt hat. Quelle scheint ein Gebäude
der Plenum-AG in Herrenberg zu sein.
Es gibt Anzeichen, dass immer noch Web-Seiten und Kataloge
in einem kleinen, unbekannten Dorf neben Gültstein erstellt werden.
Diese Lebenszeichen lassen uns hoffen....
Wettervorhersage: Es wird regnen, und das nicht zu knapp.
Wasserstand Herrenberg: 15 m und steigend
Wasserstand Berlin: 25 m und steigend
Wasserstand Tokio: 7,5 m und steigend
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Donnerstag, 2. Mai 2002 16:18
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -10-
Hauptquartier der Aquarianer:
cholerischer Chef:
"was macht dieser Gregory da?
Einladung zum Abendessen...
Schwachsinn, falsch, falsch, falsch
wir haben keine Zeit für solche Spielchen,
er wird sich noch verraten, alles vermasseln."
Bio-operator, wann war ihr Eisprung?"
(Chef läuft dunkelrot an und macht eindeutige Handbewegungen):
"flachlegen, penetrieren, befruchten
1000 mal geübt....
aber nein, er sieht so ein dahergeschwommenes
Girl, das ihm feuchte Augen macht und dreht durch....."
Bio-operator:
"Ihr Eisprung war vor 8.5 Stunden, es müsste also heute Abend
passieren...."
cholerischer Chef:
"Wir benötigen einen Notfallplan, ruf alle Leute zusammen, wir treffen uns im
Ovularium in einer halben Stunde, scheisse, einfach scheisse, wenn man nicht
alles selbst macht (grinst)"
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Freitag, 3. Mai 2002 16:51
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -11-
Badezimmer Chatgirl:
Chatgirl streichelt ihre Katze, die schnurrend um ihre
Beine streicht und schminkt sich mit einem wildkirsch-roten
Lippenstift, verteilt den Lippenstift mit rollenden
Lippenbewegungen und spricht mit dem Chatgirl
im Badezimmer Spiegel:
Heute, nacht, Gregory, Apnoe Taucher, mit den grünen Augen,
ich will Dich sehen, nackt, wie lange kannst Du
die Luft wirklich anhalten....?
zur gleichen Zeit vor dem Anmeldeschalter zur Samenspende
im Katharinenhospital in Stuttgart:
"Wenn Sie dieses Formular bitte ausfüllen möchten.
Danach werden wir eine Blutprobe entnehmen."
Mit einem gewinnenden Lächeln nimmt der Mann das
Samenspender-formular entgegen und berührt dabei
ganz sacht ihre Hände.
Lächelnd sagt sie noch:
"Sie haben ja wirklich aussergewöhnlich schöne grüne Augen"
Sie schauen sich einen kurzen Moment in die Augen....
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Montag, 6. Mai 2002 14:54
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -12-
Katharinenhospital in Stuttgart:
Sie:
Benötigen Sie noch Hilfe?
Er:
Nein (lächelt)
Sie:
Dann können Sie in Zimmer Nummer 304.5 gehen, dort wird
Ihnen Blut abgenommen und dann gehen Sie in 302.1
Sie überreicht ihm die in Folie eingeschweissten Glasschälchen:
Sie wissen ja, was zu tun ist.
Sie liest noch einmal seine Einträge im Formular:
Beruf: Taucher
Augenfarbe: grün,
ich habe noch nie solche grüne Augen gesehen.
Hauptquartier der Aquarianer, Ovularium:
Hey Leute, stellt schon mal
den Aquavit kalt... das läuft ja wie Wasser....
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Dienstag, 7. Mai 2002 10:12
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -13-
- 13 -
Olympcomander:
Mensch Pille Palle hör endlich mit dem kindischen Geplapper auf.
Olympcommander und der Rest der Crew stehen bis zum Bauch im trüben Wasser
in einem halbdunklen Raum. Von den Wänden und der Decke tropft es.
Sie waren in einen kosmischen Wasserstrudel geraten und nun
von den Aquarianern gefangen genommen.
Pille Palle:
haha, wo bleibt denn Euer positives Denken, nehmt mal
was von den roten drops, die wirken Wunder...
schüttet sich eine ganze handvoll in den Mund und beginnt
sich im Reggae Ryhthmus zu bewegen.
Ohr: ich werde eine Situationsanalyse machern.
Olympcommander:
ich weiss nicht, was es da zu analysieren gibt, seit 4 Tagen sitzen
wir in diesem Wasserloch gefangen und in weiteren 4 Tagen steht uns
das Wasser bis zum Hals, aber mach nur, mach nur....
Mausi: mein Fell itht ganth nath
Click-Operator: Wasserratte, Wasserratte, huhu, hoho Wasserratte
Mausi fängt an zu schluchzen...
Olympcommander: Ruhe verdammt noch mal.
Ohr murmelt vor sich hin "Sie haben alle diese grünen Augen, ich frage mich..... "
die Geschichte vom Olympcommander (Emterprise Persiflage) ist hier nicht veröffentlicht.
Wohnung Chat-Girl:
Chatgirl warf einen Blick auf die neueste
Ausgabe von "Fertilize now"
Vom Titelblatt lächelte der Samenspender oder
die Eispenderin der Woche. Heute war es Georg.
Chatgirl beschloss für heute Abend
ihr neues e-shirt anzuziehen.
Die Zeiten waren schlecht geworden.
Während sie sich in das hauchdünne, enge
e-shirt zwängte, dachte sie nach:
Für jedes geborene Kind zahlte der Staat seit
letztem Jahr eine einmalige Prämie von 100.000 Euro.
Das Land gab noch einmal 50.000 Euro dazu.
es gab eine 4-Zimmer-Wohnung oder sogar ein
Reihenhaus am Wasser zu günstigen Konditionen
und Mütter und Väter waren unkündbar.
Man lebte als Eltern im Luxus.
Die Gesellschaft war stark überaltertet.
In einem Artikel, den sie gestern gelesen hatte, wurde
berechnet, dass die Wahrscheinlichkeit
einen fruchtbaren Partner zu treffen inzwischen
bei 1 zu 1.000 lag.
Sie drehte das Radio an.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Dienstag, 7. Mai 2002 14:32
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -14-
Wohnung Chatgirl:
Sie stöpselte das e-shirt in ihr skin-interface
und betrachtete die Muster die auf ihrem
e-shirt erschienen.
Georg auf dem Cover von "Fertilize Now"
sah Gregory irgendwie ähnlich, es waren
die Augen, smaragdgrün, grün wie die
Algen im von der Sonne aufgewärmten Gäumeer.
Die emotion-shirts waren der letzte Mode-Schrei.
Sie visualisierten die Gefühlszustände durch die
Messung verschiedener Bio-Parameter wie
Hautwiderstand, Hormone, etc.
Im Radio ertönte die neue Schnulze von Georg.
Die meisten Samenspender und
Eispenderinnen auf den Titelseiten der Zeitschriften
waren Stars und traten in Fernsehshows auf
und begannen eine Karriere als Sänger oder
Schauspieler. Es störte kaum einen, das die meisten
so wie auch Georg, überhaupt nicht singen konnten.
Verärgert wechselte sie den Sender,
noch fast 1 Stunde.
Sie strich sich über ihr e-shirt, das faltenlos
wie eine zweite Haut sass, zwei feuerrote Seesterne
glitten langsam über ihren Bauch und verblassten,
während geometrische Muster auf ihrer Brust
aufflimmerten.
Irgendwie hasste sie dieses ständige Fortpflanzungs-Getue
in allen Medien, auf allen Kanälen. Es gab nur noch ein
Thema: "wie konnte die Geburtenrate gesteigert werden"
Das Einzige was Sie wollte war doch,
gemeinsam mit Freunden und Freundinnen
in schwereloser Freiheit zu leben und das Glück
aufzusaugen wie ein trockener Schwamm.
Es wurde Zeit, Gregory wartete vielleicht schon, sie liess die Tür
in das Schloss schnappen und ging die Treppe hinunter.
Im Halbdunkeln leuchtete ihr e-shirt, eine
zartrose Seeanemone, in deren Tentakeln sich ein
bunter Fisch versteckt hielt. Sie hatte nur wenige Schritte
zu gehen bis zur Anlegestelle am See.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Mittwoch, 8. Mai 2002 09:59
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -15-
Gefängnis der Aquarianer:
Ohr:
Ich bin mir sicher, dass Sie eine Bioanalyse unseres genetischen Codes
gemacht haben und nun eine Invasion auf der Erde planen.
Die ganzen Fragen die sie uns stellten, zielten alle darauf ab zu
erkunden, ob sie die Erde zu einem Habitat umgestalten können.
Ich bin sehr besorgt.
Pille-Palle (lallt):
Und wenn morgen die ganze Welt unterginge, würde
ich heute dennoch die Goldfische füttern, ha-ha,
wirft einen lila drops ein.
Olymp Commander:
shit, shit, shit, shit
Herrenberg:
die Sonne stand bereits tief und beschien die atompilzartigen
Wolkentürme, die dem Himmel entgegenwuchsen
und tauchte sie in die Pastellfarben eines
barocken Deckenfrescos.
An der Anlegestelle lagen die Aqua-bots im ruhigen Wasser
des Gäumeeres. Kein Luftzug war zu spüren, es würde später,
wie im Radio angekündigt, ein Gewitter geben.
Die Aqua-bots waren humankonvertierte Delphine mit verstärkter
Schwimm-muskulatur .
(siehe letzte und vorletzte Folge Olympcommander)
Chatgirl steckte ihren Chipstift in das Interface des Aqua-bots.
"zum MIRAMAR" rief sie, stieg über die hölzernen Treppenstufen
auf den Hocker und schnallte sich fest.
Der Aqua-bot gab ein klickendes Geräusch von sich
und schwamm los, mitten hinein in das ruhige Wasser,
das so glatt war, als wäre es mit einem Ölfilm bedeckt.
Die Stille über dem See war unwirklich und nahm ihr den Atem.
Sie fuhren direkt hinein in den sonnendurchstrahlten Kitsch-Himmel
der siebte Himmel, dachte sie, ich bin unsterblich,
sie streckte die Arme in den Fahrtwind,
Himmel und See verschmolzen vor ihnen
zu einem farblosen Nichts.
Zwei in allen Farben schillernde Oktopusse
begannen ihr Liebesspiel auf ihrem e-shirt
Sie spürte förnlich, wie sich die Arme der Oktopusse
um ihren Körper schlangen und ihn liebkosten.
Sie machte ein Foto und verschickte eine MMS
"und sie zogen hinaus in die Wälder, um
das Mark des Lebens zu saugen."
- wo hatte sie das gehört?
Dann beugte sie sich zu dem Aqua-Bot hinunter, der
mit gleichmässigen und kräftigen Schwimmbewegungen
durch das Wasser pflügte, berührte seine
erstaunlich rauhe Haut und fragte ihn,
ob er an Widergeburt glauben würde.
Der Aqua-Bot schnatterte, dass er ihre Frage leider nicht
beantworten könne und verwies auf die Hotline.
"Darf ich Sie verbinden?"
"Nein, danke" antworte sie.
Als sie ausstieg leuchtete sie in allen Grüntönen,
wie Mosaiksteinchen in einer byzantinischen Basilika.
Einige letzte Sonnenstrahlen durchbrachen die Wolken
und liessen die Mosaiksteinchen wie gestossenes grünes Glas
glitzern.
Sie trat durch die weit geöffneten Glastüren
in das Restauarant und spürte den kühlen Luftzug von
den Ventilatoren, die sich unter der Decke drehten.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Montag, 13. Mai 2002 09:56
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -16-
Gregory sass an einem Tisch am Fenster
mit Blick auf den See.
Sie spürte die Aufmerksamkeit der Anwesenden
und ihre Blicke, die ihr folgten, als sie durch
den Raum an ihren Tisch ging.
Du siehst fantastisch aus, sagte Gregory,
erhob sich, um ihr den Stuhl an den Tisch zu schieben
- ganz Gentleman -
dachte sie und setzte sich.
Er trug ein dunkelblaues Shirt mit
grünen glänzenden Zickzackstreifen
auf der Brust, die farblich exakt zu seiner
Augenfarbe passten.
Willst Du einen Aperitif nehmen?
Sie zögerte kurz und
lehnte ab, ich möchte nicht zu
früh die Kontrolle über das Geschehen verlieren.
Beide sahen sich kurz an und lachten.
Dabei konnte sie in Gregorys Mund seine
merkwürdig spitzen Zähne erkennen.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Montag, 13. Mai 2002 14:49
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -17-
Monitorraum der Aquarianer:
Monitor-Überwacher:
"ich wette 100 Quappen, dass Gregory die
Puppe nicht ins Bett kriegt."
Sein Kollege schlürfte gerade einen fädigen, grünen
Schleim, der ihm aus den Mundwinkeln hing
"ich setzte dagegen. Er hat einfach ein
saugutes Benehmen und ist verdammt charmant"
MIRAMAR:
Chatgirl betrachtete die Kellner, die
das Essen an die Tische brachten und wieder
abräumten. Es waren sogenannte
Alzheimers. Sie besassen vermutlich die
neuesten Geronto-3-Prozessor-Implantate, die
sie in die Lage versetzten, einfache Dienstleistungen
auszuführen. Der Mangel an Arbeitskräften
war in den letzten Jahren so gravierend geworden,
dass man auch auf die Alten und Kranken zurückgriff.
Sie dachte an ihre Oma, die sich einmal die Woche
in einer altertümlichen Taucherausrüstung
auf den Grund des Sees hinunterliess, um die
Kehrwoche im versunkenen Gültstein zu machen.
Gregory machte ihr Komplimente und sie fühlte,
wie ihre anfängliche Unsicherheit und ihre Zweifel schwanden.
Eine vielleicht 80-jährige Alzheimerin servierte ihnen
mit ausdrucklosem Gesicht ihre Vorspeisen und
wackelte wieder zurück in die Küche.
Gregory hob das Glas "Auf uns", sie stiessen an,
auf ihrem e-shirt zogen bauschige Wattewolken
vorbei. Sie war bereits etwas beschwippst, als Gregory
die Jakobsmuscheln mit Schale in seinen
Mund schob und sie mit einem lauten,
unüberhörbaren Krachen und Knacken zerkaute.
"Ist Du die Muscheln immer so" fragte Sie
und kicherte.
Er schien seinen Fehler zu bemerken und antwortete schnell,
dass er als Apnoe-Taucher die Ballaststoffe benötigen würde.
Es wäre eine schlechte Angewohnheit von ihm, meinte er noch.
Sie spürte wie er seine feuchte Hand über ihre Hand legte,
und sie glaubte ihm alles.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Mittwoch, 15. Mai 2002 11:23
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -18-
Draussen war es dunkel geworden.
In ihrer Wohnung war es warm und stickig.
Ein leiser Wind war aufgekommen,
und sie öffnete das Fenster, um die frische Luft hereinzulassen.
In der Ferne über den Bergen der Alb
sahen sie Wetterleuchten, aber kein
Donner war zu hören.
Gregory trat hinter sie, legte seine Hände
auf ihren Bauch und küsste sie auf den Hals.
Dann deutete er hinauf in den dunklen Nachthimmel und
flüsterte: Von dort komme ich, aus der
Wassergalaxie des Grossen Goldfisches.
Ich liebe Dich, Du wunderschöne Alien-Frau,
morgen erzähle ich Dir von meiner Heimatgalaxie.
Sie drehte sich zu ihm um, lachte laut auf und schlang
ihre Arm um seinen Hals. "Du Quatschkopf" flüsterte
Sie in sein Ohr. Dann spürte sie seine rauhe Zunge und
liess sich fallen.
Hundert Arme und Zungen strichen über ihre Haut
und umschlossen sie wie ein lebender Kokon,
an dessen Innenseite sie sich rieb. Immer wieder
liess sie ihre Zunge langsam an seinen spitzen Zähnen
entlanggleiten und fühlte wie sehr es sie erregte.
Mit dem Kopf voran zwängte sie sich durch
einen grünen Vorhang, der die Öffnung eines
Schneckengehäuses, einer Nautilusschale, verschloss.
Ihr Atem ging flach, sie keuchte, konnte nicht reden.
Mit aller Kraft krümmte Sie sich durch die enger werdenden
Windungen des Gehäuses. Sie konnte nicht mehr
atmen, steckte fest. Dann durchbrach sie das
Innere des Nautilus und war plötzlich frei.
Sie konnte ihre Arme und Beine wieder
bewegen und tief atmen. Gregory lag neben ihr
und atmete heftig. Sie sprachen kein Wort.
Als sie erwachte dämmerte es draussen bereits und sie
fühlte, wie Panik in ihr aufstieg. Das Bettlaken war völlig
durchnäßt und kalt, von der Decke tropfte Wasser
mit einem dumpfen Klang auf die Bettdecke.
Sie blickte zu dem dunklen Schatten neben ihr.
Gregory war merkwürdig flach und atmete gurgelnd.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Mittwoch, 15. Mai 2002 16:50
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -19-
Sie beugte sich zu Gregory hinüber und starrte ihn an.
Seine geschlossenen Augen traten aus den Höhlen
und wurden im Rythmus seines Atems auf dünnen
Fühlern aus- und eingefahren, wie bei einer
Schnecke, einer riesigen Molluske.
Ein irrwitziger Gedanke schoss ihr durch
den Kopf. Es war alles wahr, was er ihr erzählt hatte von
dieser Goldfischgalaxie und seiner Apnoe-Taucherei.
Er war ein Außerirdischer, ein Alien.
Sie fühlte, wie ihre Panik größer wurde. Es fiehl ihr
schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
> -----Ursprüngliche Nachrich--
> Vo: Ma
> 6. Mai 2002 12:32
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -20-
Plötzlich fiel ihr wieder ein, wie Gregory die Muscheln
mitsamt den Schalen gegessen hatte und sie erinnerte sich,
wie hysterisch, ja panisch er reagiert hatte, als sie aus Versehen
das Salz verschüttet hatte. Er hatte sie fast angeschrieen und
sofort nach einem Alzheimer gerufen, der eine neue Tischdecke
bringen sollte.
Als sie aus dem Bett steigen wollte, ergriff Gregory plötzlich
ihren Arm und schien etwas zu murmeln. Sie konnte sich
losreisen und rannte in die Küche. Ekel überkam sie,
als sie an die vergangene Nacht dachte.
Als sie wieder neben diesem Wesen stand,
zögerte sie nicht mehr und lies aus einem Salzstreuer
etwas Salz auf seine Brust rieseln, auf der sich seitlich
mehrere blau schimmernde Hautspalten geöffnet hatten.
Gregory stöhnte auf, als das Salz mit einem zischenden
Geräusch von seiner Haut aufgesaugt wurde.
Grünliche Schaumbläschen quollen aus den kleinen Löchern,
die das Salz in seine Haut gefressen hatte.
Eines der Stielaugen öffnete sich und sah sie an,
sie schrie auf, er öffnete seinen Mund. Wollte er etwas sagen?
Mit zitternder Hand schüttete sie den ganzen Inhalt des
Salzstreuers über ihm aus. Seine Augenfühler streckten sich
weit aus, krümmten sich und fielen erschlafft auf seine Brust.
Eine grüne Flüssigkeit trat aus seinen Augenhöhlen und floss
ihm über die Wangen. Eine blassgrüne Schaumfontäne
schoss aus seinem Mund. und erstickte einen schrillen Schrei.
Sein Körper zuckte und bäumte sich auf. Dann quoll ein dunkler,
bläulich grüner Brei zähflüssig aus seinem Mund und den Hautspalten.
Er war tot. Sie hatte sich in die Küche verkrochen und kauerte
schluchzend in einer Ecke.
Nach einer Weile rief sie eine Notrufnummer an.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Freitag, 17. Mai 2002 10:50
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -21-
Sie schaute in den Spiegel und sah, dass sich
Hautfetzen in ihrem Gesicht abgelöst hatten.
Sie wischte sich den angetrockneten, jetzt fast blauen
Schaum ab, es tat weh. Dann zog sie sich an.
Es klingelte an der Haustür, sie öffnete.
Zwei Sanitäter, ein Polizist und zwei Herren mit langen
Mänteln und Schlapphüten kamen durch die Tür.
"Ich bin Herr Mayer, und das ist mein Kollege, Herr Schulz,
wir sind vom AAD - Alien-Abschirm-Dienst, schon mal gehört?"
stellte sich der eine Typ im Mantel vor. "Mayer mit Y" fuhr er fort
"wir heissen alle Mayer oder Schulz im AAD, da kommt es schon
auf die richtige Schreibweise an, ha-ha, habe einen Witz gemacht"
Herr Schulz fiel mit einem hämischen, trockenen Lachen ein.
Sie glaubte im falschen Film zu sein. Es war Sommer
und die beiden trugen Mäntel und Hüte.
Ich glaub das alles einfach nicht, dachte Sie.
"Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen" sagte Schulz
betont sachlich und zückte seinen Notizblock und begann mit einem Bleistift
zu kritzeln. Sie musste sich das Lachen verkneifen.
Die 2 Typen vom AAD waren auf dem Laufenden, haha, Notizblock
und Bleistift..... Schulz stank ausserdem penetrant nach
einem billigen Rasierwasser, der andere roch noch schlimmer.
Sie erinnerte sich an den weichen, dezenten Wasser-Geruch
von Gregory, den sie noch niemals zuvor gerochen hatte.
"He 0815, komm mal her, dass musst Du Dir anschauen,
rief Mayer aus dem Schlafzimmer." und betrachtete die
Überreste von Gregory im Bett. "zu Befehl 4711" erwiderte Schulz,
klemmte den Bleistift hinter das Ohr und schlappte zu seinem Chef.
"Au weia" rief Schulz. "Rufen Sie sofort die Kollegen an, wir brauchen
das ganze Team...." sagte Mayer und wendete
sich an Chat-Girl. "Hatten Sie Verkehr mit ihm?"
"Wie bitte?"
"Ich meine, hatten Sie Sex mit ihm?"
Bevor Chatgirl antworten konnte, fuhr Mayer fort:
"Wir müssen Sie untersuchen lassen, und noch etwas"
Mayer redete sehr leise und bestimmt
"kein Wort an niemanden. Wir müssen unter allen Umständen
eine Panik vermeiden. Sie werden das verstehen." Seine Stimme
wurde noch freundlicher: "Wir wollen doch nicht, dass Ihre Oma
einen Tauchunfall hat..."
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Dienstag, 21. Mai 2002 11:13
> An: Programmierer
> Betreff: AW: der aquarianer -22-
Sie packte einige Sachen in eine Tasche. Als Sie
gerade mit den Sanitätern das Haus verlassen wollte,
um sich von Ihnen ins Krankenhaus fahren zu lassen,
kam Schulz mit einem breiten Grinsen auf sie zu.
"Ähem Lady" Dabei zog er die Worte unverschämt
in die Länge, "ich hätte da noch eine Frage."
Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
"Wie war denn der Fick?"
Sie lief rot an vor Zorn und hätte ihm beinahe
ihre Faust in sein widerwärtiges Grinsen geschlagen.
"Fick Dich doch ins Knie, Arschloch,
mehr bringst Du eh nicht."
Wie redet dieser Scheisskerl mit mir.
dachte sie noch, dann stolperte Sie
hinter den zwei Sanitätern hinterher
die Treppe hinunter. Es war wie eine Flucht.
Als sie aufwachte, spürte sie
einen stechenden Schmerz im Bauch.
Der Raum war hell mit großen Fenstern, die
sich in einen Park mit hohen Bäumen öffneten.
Langsam erinnerte Sie sich wieder. Sie war im Krankenhaus.
Man hatte ihr gesagt, dass es nur eine harmlose
Routineuntersuchung sei, sie solle hier unterschreiben.
Sie fühlte, dass irgendetwas nicht stimmte.
Gestern war sie mit Gregory im Miramar gewesen.
Sie betrachtete regungslos die Kanüle auf ihrem linken Handrücken,
durch die eine helle Flüssgkeit in ihre Venen tropfte. Sie drehte den
Kopf und folgte dem dünnen Plastikschlauch bis zu dem
eingebeulten Infusionsbeutel. Sie konnte nicht erkennen,
was mit schwarzem Filzstift auf dem aufgeklebtem Zettel stand,
der an einer Ecke etwas abstand.
Wo ist mein Handy, dachte sie. Die Tür wurde geöffnet,
ein Arzt im weissen Kittel trat herein und begrüßte Sie.
Aufmerksam musterte sie den Arzt.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet am: Mittwoch, 22. Mai 2002 09:02
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -23-
Er trug einen weissen Turban und hatte eine dunkle
Hautfarbe. Er wirkte müde. Er nahm seine Brille ab
und rieb sich die Nasenwurzel. Dann setzte er seine Brille
wieder auf und lächelte sie an. "Ich bin Dr. Shrinagar,
ich habe die Operation durchgeführt. Es ist alles in Ordnung,
in drei oder vier Tagen können Sie wieder nach Hause gehen."
Sein Deutsch war akzentfrei, Er ist vielleicht einer von den
white-card-Ärzten aus Indien oder Pakistan, dachte sie.
"Von einer Operation war nie die Rede"
sagte sie leise. "Was haben Sie gemacht?"
Dr. Shrinagar schwieg. Es war still, und sie hörten gemeinsam die Vögel
draussen im Park singen. Sie meinte sogar, den Windhauch
vor dem Fenster zu hören. Irgendwo im Flur schlug eine Tür zu.
Ihr Herz schlug schnell und laut. Die Stille dehnte sich zu einer
zeitlosen Ewigkeit, die, so dachte sie plötzlich, auch nie mehr zu enden brauchte.
"Sie können keine Kinder mehr bekommen, Sie müssen verstehen,
wir hatten Anweisungen bekommen. Es war zweifelsohne ein Ausserirdischer,
mit dem Sie - er zögerte kurz und schien nach den passenden Worten
zu suchen - die Nacht verbracht haben.
Wir mussten alle nur denkbaren Vorsichtsmassnahmen ergreifen..."
Sie spürte, wie sich ihr Bauch zusammenkrampfte.
"Ich möchte Sie bitten, mit niemanden darüber zu reden, was
ich Ihnen heute gesagt habe, ich habe Frau und Kinder..."
Er lächelte, sie sah seine Angst. Dann verliess er den Raum und
schloss die Türe hinter sich.
Sie liess sich in die grossen, harten, weissen Kissen zurückfallen und
Wut und Trauer tobten in ihrem Kopf. Noch nie hatte sie sich
so einsam und ohnmächtig gefühlt. Am Abend fiel
sie in einen unruhigen Schlaf. Sie sah Schulz, wie er Blumen
an ihr Bett brachte. Sie wollte ihm die Blumen wieder entgegenschleudern,
es ging jedoch nicht.
"Aber, aber junge Frau" hörte sie ihn sanft sagen. Er kam näher.
"Ein Wort und..." er formte die Finger seiner rechten Hand
zu einer Pistole, zielte auf Ihre Stirn, genau zwischen ihre Augen
und flüsterte ganz nah an ihrem Ohr "päng !".
Sie wollte aufschreien. Auch das gelang ihr nicht.
Zwei grüne Augen blickten ihr aus einem Wasserstrudel entgegen
und schienen ihr etwas Beruhigends sagen zu wollen, aber Sie konnte es
nicht verstehen und trieb schliesslich schwerelos mit geöffneten
Augen durch das Fruchtwasser einer zartrosa schimmernden Wand entgegen.
Sie spürte genau, wie das Wasser durch die Wunde in ihren Kopf hineinströmte.
Dann öffnete sie den Mund und nahm einen Schluck des Fruchtwassers,
es schmeckte frisch und leicht süss.
Sie wachte auf, fühlte ihr Herz schlagen. Sie konnte nicht sagen,
ob es Traum oder Wirklichkeit gewesen war. Eines aber wusste sie ganz genau,
dass man ihren Leichnam niemals finden würde, wenn sie reden würde.
Sie wünschte sich, dass Gregory noch leben würde und
dass sie ihn nicht getötet hätte.
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Martin Dambach
> Gesendet: Mittwoch, 22. Mai 2002 16:00
> An: Programmierer
> Betreff: WG: der aquarianer -24-
9 Monate später:
Guzman begann zu fauchen und machte einen Buckel,
als er den Kinderwagen beschnüffelte.
Chatgirl drückte eine Taste auf dem Tele-Pet-Control
und Guzman warf sich auf den Rücken, streckte
seine 4 Pfoten von sich, schnurrte behaglich und wollte spielen.
Guzman war ihr junger Kater, der inzwischen fast die Größe
eines ausgewachsenen Panters erreicht hatte.
Zur Sicherheit hatte man ihm Elektroden in sein
Gehirn eingepflanzt, so dass sein Verhalten kontrolliert
werden konnte.
Chatgirl trat an den Kinderwagen heran und betrachtete
das kleine Baby. Es öffnete seine Augen und blickte sie
mit grossen, meergrünen Augen an. Sie lächelte.
Es lächelte zurück, und sie konnte einen kleinen,
spitzen Eckzahn sehen.
"Wie alt ist es denn?" fragte sie die stolze Mutter.
"Er ist 3 Wochen alt."
"Und hat schon ein Zähnchen?"
"Ja, das soll in seltenen Fällen wohl vorkommen"
erwiderte die Mutter
Sie meinte, die Gesichtszüge von Georg, diesem
Samenspender im letzten Jahr zu erkennen.
"Passen Sie gut auf den Kleinen auf, und
seien Sie vorsichtig mit Salz." Die Mutter lächelte
und ging weiter.
Chatgirl setzte sich auf eine Bank in die Sonne.
Es war Frühling, bald würden die Bäume
zu blühen beginnen. Sie blickte über das Gäumeer und
stellte sich vor, wie Wasser unaufhörlich aus den Mündern
und Nasen von Mayer und Schulz herauströmte
und sie langsam röchelnd erstickten.
Sie biss in einen grünlichen, knusprigen Algenriegel.
Dann fuhr sie mit der Zunge an ihren spitzen
Schneidezähnen entlang, Guzmann sah zu ihr auf
und schnurrte tief.
Ansprache des Chefs der Aquarianer
im Aquadrom:
Unsere PR hat hervorragende Arbeit geleistet.
Sie sind voll abgefahren auf die grünen Augen.
Sie sind so scheisse doof, diese Humanoiden.
Wir werden bald weitere Raum-Zeit-Wasserlöcher öffnen und sie
werden jämmerlich ersaufen, wie dieser Olympcomander
mit seiner Crew.
Ha - ha - ha
Männer, lasst uns mit einem doppelten Aquavit anstossen auf unsere
erfolgreiche Arbeit. Es leben die Aquarianer, hoch hoch hoch.
E N D E
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